Obwohl von Dauerregen begleitet erschienen mehr als achtzig Personen beim Forstwerkhof zum Rothrister Waldgang. Sie erlebten auf dem Rundgang Anschauungsunterricht an mehreren Stationen und erfuhren dabei viel Wissenswertes zum Thema «Naturschutz im Wald».
Angesichts des misslichen Wetters fasste sich Förster Peter Gruber in seiner Begrüssung kurz, machte gleichzeitig aber auch klar, dass der Regen aus Sicht des Waldes eigentlich ein Segen sei. Die Besucherschar nahm es ohnehin mit stoischer Gelassenheit und so setzte sich der ansehnliche Tross alsbald in Marsch durch das Gebiet Langholz.
Am Waldrand in Blickrichtung Gfill erläuterte Peter Gruber eine Waldrandaufwertung. Auslichtende Massnahmen führten dazu, dass der Übergang zwischen Wald und Kulturland nun nicht mehr entlang einer scharfen Grenze verläuft, wieder mehr Licht und Wärme den Waldrandboden erreicht, wodurch sich auch vermehrt Busch- und Strauchwerk entfaltet. Nach dem Ersteingriff seien dann alle sieben Jahre Folgeeingriffe nötig.
Förster Gruber verhehlte nicht, dass von der Planung bis zur Ausführung einiges an Gesprächen mit Land- und Privatwaldeigentümern notwendig gewesen sei. Die idealen Bedingungen – das angrenzende Kulturland wird beispielsweise nur extensiv bewirtschaftet – waren aber sicherlich mit ein Grund, warum nicht nur der Forstbetrieb Region Zofingen vom Projekt überzeugt war, sondern auch der Kanton, der sogar eine Vergrösserung anregte.
Beim nächsten Halt vor der allerersten Altholzinsel im Rothrister Wald stellte Peter Gruber das kantonale «Naturschutzprogramm Wald» vor, bei welchem noch bis 2025 die fünfte und letzte Etappe läuft. Dabei soll auf 10% der Waldfläche dem Naturschutz Vorrang eingeräumt werden, was natürlich nur durch Nutzungsverzicht möglich ist. Auf weiteren 7% müssen spezifische Schutzziele in die Nutzung integriert werden, etwa in Eichenwaldreservaten. Es sei ein regelrechtes Erfolgsprogramm, seien doch viele Ziele bereits erreicht oder gar übertroffen.
Dass dies aber nicht von heute auf morgen geht, machte Beat Rüegger vom Naturschutzverein Rothrist deutlich. Er hatte zwanzig Jahre Einsitz in der Forstkommission, Altholzinseln seien ihm von Anfang an ein Anliegen gewesen, die Umsetzung sei aber erst nach neunzehn Jahren erfolgt. Anschliessend zeigte er auf, welche Bewohner vom stehenden und liegenden Totholz profitierten. Vom Waldkauz über den Schwarzspecht bis zum Mittelspecht, der erst mit der Anlage der Altholzinsel wieder in den Rothrister Wald zurückkehrte, legen diverse grössere Vögel ihren Höhlen dort an. Daneben nützen aber auch die Blaumeise, der Baummarder und viele Klein- und Kleinstlebewesen diesen Rückzugsort.
Oberhalb des Gfillmoosweihers empfing Peter Liebi im strömenden Regen die Waldgänger. Von dort aus waren der aufgelockerte Waldrand um die Geländekammer sowie die verschiedenen Hecken und Strukturelemente, welche als Trittsteine den Wald und das Kulturland verbinden, sehr gut einsehbar. Liebi wies darauf hin, dass das Gebiet schon seit je stark vernässt war und bereits vor rund hundert Jahren erste Drainagemassnahmen gemacht wurden. Danach ging er auf die Entstehung des Karpfenteichs ein und gab einen panoramaartigen Überblick über die mannigfachen Bewohner in und um den Teich.
Ein paar Meter weiter präsentierte Barbara Wiget-Liebi eine Wieselburg, die sich unter einem Asthaufen am Waldrand befand. Sie erläuterte den Aufbau derselben und vermittelte Wissenswertes zu Mauswiesel und Hermelin, den beiden in der Schweiz vorkommenden Wieselarten. Die flinken Mausejäger seien bei Landwirten nicht unbeliebt und kämen gemäss einem durchgeführten Monitoring erstaunlich häufig vor.
Danach ging es im abgekürzten Verfahren zurück zum Forstwerkhof, wo Peter Gruber die Neophytenbekämpfung im Wald mittels Heisswassergerät vorstellte. Da Herbizide im Wald nicht eingesetzt werden dürfen und sich das Abtragen der Humusschicht im Falle des Knöterichs nicht rechnet (verständlich bei einer Wurzeltiefe von bis zu vier Metern!), kommt diese Methode zum Einsatz. Dabei wird heisses Wasser mit Hochdruck durch eine Lanze in den Wurzelbereich geleitet, was zum Absterben der Pflanze führt. Gruber betonte aber, die Ausbreitung des Knöterichs lasse sich so zwar eindämmen, ganz zum Verschwinden werde man ihn aber nicht bringen.
Nach so viel geballter Information und stetigem Regen waren alle froh, zum Abschluss im Forstwerkhof den vom Forstbetrieb offerierten Imbiss inklusive Kaffee und Kuchen geniessen zu dürfen.
(Text: Peter Fürst, Bilder: Beat Rüegger)
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